00:00:00: Ich glaube, es gibt einen ganz einfachen Satz, mit dem man diese ganze Problematik zusammenfassen kann.
00:00:05: Abwehr schafft Probleme an erkennen und lösen Probleme.
00:00:09: Zeit zum Reden.
00:00:11: Woman Balance.
00:00:13: Der Podcast zum Magazin.
00:00:15: Mit spannenden Gästen zu den Themen ganzheitliche Gesundheit,
00:00:18: Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung.
00:00:22: Inspirationen zum Hören und Leben.
00:00:26: In dieser Folge spricht Philosophin Dr.
00:00:29: Barbara Strohstein über eine Kraft, die oft unterschätzt wird.
00:00:34: Die Kraft der Anerkennung.
00:00:36: Ein Gespräch über Abwehr, Verletzlichkeit und wie Anerkennung zu einem Schlüssel werden kann.
00:00:42: Für Heilung, für Verbindung, für Frieden in und zwischen uns.
00:00:48: Jawohl und wir starten gleich mit einem Thema, das aktueller und wichtiger nicht sein könnte.
00:00:54: Philosophin Dr.
00:00:55: Barbara Strohschein verrät, wie mangelnde Anerkennung zu Abwehr und Kränkungen führt und wie heilsam echte Anerkennung wirkt.
00:01:04: Nach einer kurzen Werbeeinschaltung geht schon los.
00:01:09: Sich im Alltag etwas Gutes tun, muss gar nicht kompliziert sein.
00:01:13: Oft sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.
00:01:16: Eine klare Routine, ein Moment an der frischen Luft oder auch ein Glas Joyapur.
00:01:22: Das Besondere, Joyapur-Trinks bestehen wirklich nur aus drei Zutaten.
00:01:26: Wasser, Hafer oder Mandel und einer Prise Salz.
00:01:30: Kein Schnickschnack, keine Zusätze.
00:01:32: Ein klares Produkt, das dem Körper nur das gibt, was er wirklich braucht.
00:01:36: Dieser Fokus auf das Wesentliche erinnert auch daran, wie wichtig es ist, neben bewussten Entscheidungen für den Körper auch auf die eigenen seelischen Bedürfnisse zu achten.
00:01:45: Achtsamkeit selbst für Sorge und innere Balance.
00:01:49: Gehen Hand in Hand und schaffen ein gutes Bauchgefühl.
00:01:52: Genau dafür steht Joyer pur.
00:01:55: Für Klarheit, Einfachheit und das Prinzip weniger ist mehr.
00:02:06: Hallo und herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer.
00:02:09: Ich hoffe es geht Ihnen gut, zu Beginn des Advents.
00:02:12: Vielleicht hören Sie uns ja beim Kickspacken, gemütlich auf der Couch, im Auto oder bei einem schönen Spaziergang.
00:02:18: Mein Name ist Christine Peltzer-Scheroger.
00:02:20: Ich bin die Chefin-Daktörin von Woman Balance und freue mich sehr auf die kommende Stunde mit Ihnen.
00:02:26: Denn bei mir zu Gast ist wieder eine ganz besondere Frau.
00:02:29: Sie ist Psychologin, angewandte Philosophin, Autorin und Beraterin.
00:02:34: Ganz herzlich willkommen, Dr.
00:02:35: Barbara Strohschein.
00:02:37: Ja, herzlichen Dank, dass Sie mich ein... geladen haben.
00:02:39: Ich freue mich sehr auf unser Gespräch.
00:02:41: Frau Doktor, wie war denn die Fahrziehung an ihr ursprünglich?
00:02:44: Sie kommen aus Berlin, aber Sie sind jetzt, glaube ich, über München gekommen.
00:02:47: Ja,
00:02:49: ich bin über München gekommen, weil in München meine Geschäftspartner und meine Experten für das Institut für Anerkennung, was ich gegründet habe, getroffen habe, um weiter Pläne zu schmieden, um die Ideen für das Institut weiter auszubauen und zu entwickeln.
00:03:04: Und wir haben zum Beispiel ausführlich über die Umsetzung des Plans gesprochen, über KI und Anerkennung in Unternehmen ein großes Projekt zu machen.
00:03:14: Oh, das ist wieder ein ganz ein neues Feld.
00:03:16: So ist es, ja.
00:03:17: Es gibt ja auch einen Grund für ihren Besuch bei uns im Studio.
00:03:21: Sie beschäftigen sich schon sehr lange eben wissenschaftlich mit Werten und Ethik.
00:03:27: Was ich auch spannend finde, sie haben neben zahlreichen Erzählungen, Essays und sogar Theaterstücken bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Gedichte, Philosophische und Psychologische Analysen.
00:03:39: Also was sie veröffentlicht haben, das ist schon eine ganze Menge.
00:03:43: Und jetzt haben sie ein neues Buch veröffentlicht mit dem Titel Anerkennung Endet.
00:03:48: Alles
00:03:49: ist im Kneipferlag erschienen.
00:03:51: Und ja, ich würde sagen, starten wir in Medias Rees.
00:03:53: Warum ist Anerkennung ein so zentrales Thema für Sie?
00:03:57: Anerkennung ist die Voraussetzung dafür, dass sich Menschen wahrnehmen, miteinander sprechen, in Beziehung sind.
00:04:03: Das ist die Voraussetzung für Anerkennung.
00:04:05: Und wenn das alles fehlt, kann man sich nicht selber entdecken, kann man den anderen Menschen nicht wahrnehmen und kann logischerweise auch dann bestimmte Probleme und Themen nicht lösen.
00:04:16: Und der Mangel an Anerkennung führt ganz tief zu ganz vielen Schwierigkeiten.
00:04:21: Denn jeder, der die Anerkennung wünscht und nicht bekommt, agiert natürlich aus, was ihm fehlt.
00:04:28: Nicht, dann entstehen Aggressionen, dann entsteht Mobbing, alles Mögliche, was eigentlich uns Menschen schadet.
00:04:33: In der Politik ist der Mangel an Anerkennung katastrophal.
00:04:37: Denn wenn nicht Grenzen anerkannt werden, wenn nicht politische Standpunkte anerkannt werden, wenn nicht Territorien anerkannt werden, was wir ja nun leider Gottes im Fall Ukraine und Russland massiv haben, dann entstehen endlose Kriege, wie wir sehen.
00:04:53: Und wenn Politiker sich gegenseitig nicht anerkennen, können sie die notwendigen Lösungen für die Weltprobleme auch nicht hinkriegen.
00:05:00: Wenn wir uns das im Detail noch genauer anschauen, Sie widmen sich dem Thema Anerkennung seit Jahren als Psychologin, eben als Philosophosophin und Beraterin, Ihr Institut Purpose, Institut für Anerkennung, das ist ein Team aus Hührungskräften.
00:05:18: Darf man sich das so vorstellen, oder Sie unterstützen mit einem Team Führungskräft Letzteres?
00:05:22: Ich habe Folgendes gemacht.
00:05:24: Wie das entstanden ist, ist auch interessant.
00:05:26: Ich habe einen Vortrag bei einer Bank gehalten, bei einer Privatbank sehr noble, sehr schick in München.
00:05:33: Und da waren Unternehmer und Manager alle auf einem relativ sehr hohen Niveau.
00:05:37: Und ich habe gesprochen über das Thema Anerkennung und Abwehr in Führungsposition zwischen Männern und Frauen.
00:05:44: Wie gehen die miteinander um?
00:05:46: Und ich habe mir erlaubt, den Vorschlag zu machen, dass die Frauen aufhören sollen, die Männer zu bekämpfen und die anerkennen und die Männer auch die Frauen.
00:05:55: Und dass es eine Art von Zusammenarbeit gibt unter dem Stichwort das Lob der dritten Sache.
00:06:01: Und das war so interessant.
00:06:02: Ich habe dann auch natürlich ausgeführt, wie Anerkennung funktioniert und was Abwehr heißt und warum es wichtig ist, das zu diagnostizieren.
00:06:09: Es war so, als ob sich alle Herzen öffnete, spannende Diskussionen entstanden und dann aus diesen Kreisen der Vorschlag kamen, dass sich nicht nur Vorträge halte, Menschen berate und Bücherschreibe, sondern eine Institutgründe um entsprechend... mit anderen Menschen auch zu diesem Thema zu wirken.
00:06:26: Und da kannst du ganz kurz nachgefragt, was meinen Sie damit?
00:06:29: Lob der dritten Sache, dass es ums Thema geht?
00:06:31: Ja, das ist eine sehr spannende Frage.
00:06:35: Das Lob der dritten Sache ist ein Gedicht von Maxim Gorki, was Berthold Brecht aufgegriffen hat für sein Stück die Mutter und es geht darum, dass zwei Menschen ein politisches Ziel haben.
00:06:47: Und es nicht darum geht, wie fühlst du dich, wie fühle ich mich, sondern dann sich darüber endlos unterhalten, sondern dass man aus einem gemeinsamen Impuls eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernimmt.
00:07:01: Und ich meine, es sagt sich so leicht, die Männer sollen die Frauen anerkennen, die Frauen, die Männer.
00:07:08: Wünschen wir uns natürlich alle, aber was ist dann wirklich der zündende Funke, dass das dann funktioniert?
00:07:14: Das genügt nicht, wenn man es einmal sagt, oder?
00:07:16: Männer und Frauen sind Menschen und Menschen sind sich ähnlich und die Aufteilung im Geschlechtern ist einerseits notwendig, um die Grenzen nicht zu verwischen und die Eigenarten, die positiven wie auch die negativen natürlich.
00:07:27: Aber für das gemeinsame Leben und Gestalten unserer Realität und der Zukunft ist es unglaublich wichtig, dass wir zusammenarbeiten, zusammendenken und uns auch in den anderen einführen.
00:07:38: Das ist eine Form der Anerkennung.
00:07:40: Und wenn Frauen auch mal verstehen, was in Männern vorgeht, wenn die unter Druck stehen, mit ganz vielen Sorgen behaftet sind und Frauen auch von Männern wahrgenommen werden in ihren Bemühungen und in ihren Wünschen und Bedürfnissen, wenn dieser Wahrnehmungsprozess stattfindet zwischen Männern und Frauen, dann führen wir keine Krieg.
00:07:57: mehr zwischen den Männern und den Frauen, nicht natürlich jetzt im privaten Bereich.
00:08:02: Mit ihrem Institut Purpose beraten sie aber jetzt nicht nur Führungskräfte in Unternehmen, sondern ich glaube auch Paare und Eltern.
00:08:09: Und quasi Sie vermitteln da, wie man die, wie Sie sagen, transformative Kraft eben der Wertschätzung gezielt nutzen kann.
00:08:17: Ja, also wir haben natürlich erst mal die Unternehmen im Fokus, weil wir natürlich sehen, dass das Institut jetzt weiter finanziell auch fokussiert, sich fokussiert.
00:08:28: Aber natürlich spielen sich diese Probleme der Abwehr und der Anerkennung zwischen Eltern und Kindern statt, zwischen den Kindern selbst.
00:08:36: Die spielen sich ab.
00:08:38: in Teams, die spielen sich ab in verschiedenen Institutionen.
00:08:42: Also Anerkennung und Abwehr sind Grundmuster, die sich in allen zwischenmenschlichen Beziehungen, egal auf welcher Ebene, widerspiegeln.
00:08:49: Und was genau meinen Sie, wenn Sie sagen, Wertschätzung ist eine transformative Kraft?
00:08:55: Erst mal möchte ich mich kritisch mit dem Begriff Wertschätzung befassen.
00:08:58: Der taucht zwar auf, auch meine reizenden Verlachslektoren haben gesagt, können wir nicht mal statt Anerkennung auch Wertschätzung sagen, na gut, meine Trägen hab ich gesagt.
00:09:08: Aber Wertschätzung impliziert für mich Bewerten und Schätzen.
00:09:11: Und das impliziert... Ist
00:09:12: nicht gleiche wie Anerkennung?
00:09:13: Nein,
00:09:13: überhaupt nicht.
00:09:15: Anerkennung teilt sich ja auf in den Begriff an und erkennen.
00:09:19: Und wer etwas erkennt und es nicht anerkennt, setzt den Erkenntnisprozess nicht weiter fort, weil er es ja nicht anerkennt, der betreffende Mensch.
00:09:29: Und Anerkennung impliziert so viele Fähigkeiten und Voraussetzungen, was alles in der Wertschätzung, in dem Begriff Wertschätzung, nicht impliziert ist.
00:09:38: Und die transformative Kraft, jetzt reite ich drauf herum.
00:09:40: Na
00:09:40: klar.
00:09:43: Warum ist die Anerkennung, sagen wir jetzt, warum ist die Anerkennung eine transformative Kraft?
00:09:48: Was bewirkt sie?
00:09:48: Also ich würde das vielleicht am liebsten mit einer einfachen Formel erklären, die von Hegel stammt, der eigentlich unlesbar ist.
00:09:55: Die Phänomenologie des Geistes ist eigentlich kaum lesbar.
00:09:58: Aber irgendwann habe ich es geschafft, mit einem Blick auf den Lago di Trasimeno in einem Sommer mich da hineinzufinden und daraus zu finden, wie genial er eigentlich Freut vorweggenommen hat.
00:10:12: Er hat eine einfache Formel, mit der er das Kapitel der Kampf um Anerkennung beginnt.
00:10:18: A plus B ergibt C. Das heißt, wenn ich dich Wahrnehmer als A und B-Wahrnehmer, wer du bist und was du machst und werst du denkst und was du fühlst und du das wiederum mit mir machst, dann entsteht wird das etwas Neues.
00:10:32: Es ist ein Entdeckungsprozess.
00:10:34: Und dieser Entdeckungsprozess ist sozusagen das, was C beschreibt.
00:10:37: Das heißt, wir lösen durch diese A plus B Formel in Richtung C dieses Ich auf.
00:10:44: Wir haben dann ein Wir.
00:10:46: Und aus dem Wir entsteht ein Gemeinschafts- Ein Entdeckungsprozess, ein kreativer Prozess.
00:10:53: Ich finde das jetzt, was Sie erzählt haben aus zweierler Hinsicht, spannend.
00:10:56: Erstens mal würde man ja dieses Thema, auch vielleicht der Anerkennung, eher in die Psychologie geben als in die Philosophie.
00:11:03: Und Sie sind ja auch Psychologin.
00:11:06: Das Zweite, das ist mir jetzt entfallen, aber bleiben wir vielleicht bei dem, vielleicht fällt es mir dann wieder ein.
00:11:14: Warum kann uns da die Philosophie, warum ist es kein psychologisches Thema, warum betrachten Sie es philosophisch?
00:11:22: Das hängt damit zusammen, dass Anerkennung zutiefst ein philosophisches Thema schon lange ist und war.
00:11:27: In der Psychologie ist es natürlich auch relevant und wird auch beschrieben, aber längst nicht in der Tiefe.
00:11:34: Ich habe in meinem Buch vier Philosophen aufgeführt bzw.
00:11:38: mich mit denen auseinandergesetzt.
00:11:40: Hegel hat ja in der Phänomenologie dieses berühmte Kapitel der Kampf um Anerkennung zwischen Herr und Knecht geschrieben.
00:11:47: Herr und Knecht sind jetzt keine Personifikationen von irgendwelchen statusbedingten Menschen, sondern Hegel beschreibt Bewusstseinsprozesse.
00:11:58: Der Herr ist das autonome Bewusstsein, der Knecht ist das ohnmächtige Bewusstsein.
00:12:02: Das haben wir alle in uns.
00:12:04: Und Hegel entwickelt sozusagen die Idee, wie wir diese beiden Teile in uns, diese beiden Bewusstseinsthemen in uns anerkennen müssen, damit wir reife Menschen werden.
00:12:14: Und wir brauchen diesen Zugang zur Realität, indem wir auch nicht nur uns anerkennen, sondern mit Wissbegierde und Wissen solche Begriffe Artikel verwendet, uns mit der Wahrnehmung der Realität auseinandersetzen, mit der Realität an sich, damit wir mit ihr umgehen können.
00:12:30: Können Sie uns vielleicht für unsere Hörerinnen, die jetzt nicht ganz im philosophischen Rennen sind, ich übrigens auch nicht, vielleicht das mit einem einfachen Beispiel verdeutlichen, was damit gemeint ist?
00:12:40: Also zum Beispiel ist es so, wenn ich will Ihnen ein ganz schönes Beispiel bringen, was ich auch in dem Buch beschrieben habe.
00:12:47: Ich sitze im Zug und mir gegenüber sitzt ein Mann, der auffallend gut angezogen ist und der liest nun erstaunlicherweise irgendeine theaterrelevante Zeitschrift und ich denke, Ich kenne so viele Leute vom Theater, aber die sehen nie so gut angezogen aus.
00:13:04: Dann dachte ich, ich muss irgendwie rausfinden, was der macht beruflich.
00:13:10: Und dann, ich hab grad das Buch von Daniel Sharms gelesen, ein russischer Schriftsteller, den ich sehr mag, ein bisschen skurrile Theaterstücke hat dir geschrieben.
00:13:21: Und er dachte, wenn der vom Theater ist, dann kann ich ihn ja fragen, ob er Daniel Sharms kennt.
00:13:26: Er bejahte das.
00:13:27: Fand das toll, er sich in das fragte und sagte dann ganz klar, ja, ich habe gerade ein Stück von ihm gesehen.
00:13:34: Der Glitzerinvater.
00:13:35: Und dann begann ein richtig aufregendes Gespräch.
00:13:38: Er stellte sich nämlich erst am Bahnhof in Frankfurt aus, als wir beide aus der ersten Klasse ausstiegen.
00:13:43: Er überreichte mir nach einem sehr spannenden Gespräch über russische Literatur, über Theateraufführung und so weiter.
00:13:50: Die Visitenkarte und er war Intendant eines großen Theaters.
00:13:53: Und durch diese Begegnung in der Bahn, er erzählt mir was, ich erzähl ihm was, entstand eine wunderbare Freundschaft.
00:14:00: die uns beide sehr begeistert und weitergebracht hat.
00:14:07: Und was war da der Ausschlag im Moment dafür, dass Sie sich geöffnet haben, oder?
00:14:12: Ich war einfach neugierig auf ihn, weil er zwei Phänomene mit sich verband, die ich so getrennt im Theater erlebt habe.
00:14:21: Also die Theaterleute, ich habe ja auch für ... Theaterstücke geschrieben und sind auch aufgeführt worden.
00:14:28: Und die Theaterwelt ist nicht so, wie er mir erschien.
00:14:30: Deswegen war ich neugierig, wie diese beiden Phänomene die Theaterzeitschrift und seine Kleidung zusammenpassen.
00:14:36: Und ich würde damit sagen, dass diese Freude den anderen zu entdecken und neugierig zu sein.
00:14:41: Wer bist du denn eigentlich, wenn du so oder so aussiehst oder das und das anhast oder irgendwas liest?
00:14:48: habe ich einfach gewagt, ihn zu fragen.
00:14:49: Und daraus ist was entstanden.
00:14:51: A fragt B, B fragt A und es entsteht C, nämlich eine Freundschaft.
00:14:55: Das
00:14:55: ist jetzt super erklärt.
00:14:57: Auch ein Schnüsselwort ist aber auch dieses Wagen.
00:14:59: Es gehört eben Mut dazu.
00:15:01: Sie haben es gewagt, ihn anzusprechen und daran scheitern wir ja schon oft.
00:15:06: Ja, ich glaube, ich habe ja nichts gewollt von ihm.
00:15:09: Ich habe ja einfach gezeigt, dass ich einen interessiert bin an den Menschen.
00:15:14: Wenn ich jetzt gewollt hätte, also beispielsweise, wenn ich jetzt gerade ein Theaterstück in der Mache gehabt hätte und gedacht, naja, der könnte ja vielleicht Intendant werden, vielleicht kann er mein Stück nehmen.
00:15:24: Von solchen Gedanken war ich völlig frei.
00:15:26: Wärtsfrei.
00:15:27: Ja, es war einfach das Interesse.
00:15:30: Spannende mir nochmal den Bogen, Sie haben gesagt, Wertschätzung ist für Sie eben nicht das Gleiche wie Anerkennung.
00:15:36: Wie schaut es jetzt mit Lob aus?
00:15:37: Ich dachte, wenn ich jemanden anerkenne, bedeutet das vielleicht dass ich ihm ein Kompliment mache, dass ich ihn lobe.
00:15:44: Lob ist aber auch nicht das Gleiche wie Anerkennung oder doch?
00:15:46: Überhaupt nicht.
00:15:47: Also ich erlebe immer wieder, dass gerade in Deutschland es sehr verbreitet ist, mit Lob nicht umgehen zu können.
00:15:53: Also dann sagen die Leute, also will die mich irgendwie verarschen.
00:15:58: Ich bin noch gar nicht so gut wie die oder der, das sagt.
00:16:00: Also dieses Gefühl, da wird Ich werde manipuliert, wenn ich gelobt werde.
00:16:07: Also wer lobt, will was von mir, der will irgendwas erreichen, der oder die.
00:16:12: Kann ich nicht, kann ich nicht einfach sagen, das hast du gut gemacht und das ehrlich meinen, ohne dass ich das will.
00:16:17: Natürlich, natürlich.
00:16:18: Das ist ja auch
00:16:18: lob,
00:16:18: oder?
00:16:19: Aber ich glaube, zum Anerkennen zu einer Anerkennung gehört unbedingt eine Begründung.
00:16:27: Und beim Lob bleibt das dann meistens stehen.
00:16:29: Ach, du siehst aber toll aus.
00:16:31: Oder wie passt die Jacke gut und so.
00:16:34: Das ist ja alles ganz schön und gut.
00:16:35: Ich würde auch Lob nicht abwehren.
00:16:36: Aber ich erlebe immer wieder, dass das Lob keineswegs diesen umfassenden Effekt hat, wie das anerkennen.
00:16:44: Ich finde das jetzt auch ganz spannend, was Sie in einem Zwischensatz gesagt haben.
00:16:48: Nämlich, dass es wichtig ist, dass ich nichts von dem will, wenn ich ihn lobe.
00:16:53: Und ich plaudere jetzt aus dem Nähekästchen.
00:16:55: Ich hoffe, ich darf das sagen.
00:16:57: Ich bitte darum.
00:16:58: Naja, ich finde es wirklich spannend, weil mir einmal ein Therapeut gesagt hat, ich bin mit Lob hochgepatcht worden.
00:17:06: Was meine ich damit, wenn Eltern immer sagen, das hast du toll gemacht.
00:17:10: Dein Aufsatz war grandios oder du schreibst so tolle Aufsätze.
00:17:14: Dann löst das natürlich auch einen Druck auf und das Kind will dann immer entsprechen, weil es sich an das Lob vielleicht gewöhnt oder halt diesem Lob auch entsprechen will.
00:17:22: Also ich sage jetzt, oder unterstelle jetzt meinen Eltern überhaupt keine böse Absicht.
00:17:27: Aber was ich unterstelle, ist unterschwellig, dass sie durch das Loben mich natürlich in eine bestimmte Richtung bringen wollten.
00:17:34: Ja, und vor allem ist es für Kinder einerseits natürlich wunderbar, wenn die Eltern die Fähigkeiten erkennen.
00:17:39: Das habe ich auch erlebt als Kind.
00:17:41: Also meine Mutter fand das wunderbar, was ich Klavier spielte und gut Geige spielen konnte und Bilder malte und so.
00:17:47: Das wurde hoch anerkannt.
00:17:51: Aber das allein, wenn ... zu viel Lob da ist, dann werden die Kinder teilweise in die Situation versetzt, dass sie nicht mehr wissen, was selbstverständlich ist und was besonders ist.
00:18:02: Also wenn zum Beispiel ein Kind gelobt wird, dass es die Schubänder zubinden kann oder dass es die Schultasche richtig packt.
00:18:10: Ich finde es gut, solche Rückmeldungen zu geben, aber wenn Kinder wegen alltäglicher und notwendiger und selbstverständlicher Prozesse gelobt werden, dann kann das nach hinten gehen.
00:18:20: Und ich erlebe das in Berlin immer wieder, dass die Mütter einen riesen Theater machen im Geschäft, wenn das Kind irgendwas Tolles gesagt oder gemacht hat.
00:18:28: Und da entsteht ein falsches Selbstbild.
00:18:30: Da gibt es sogar Untersuchungen von amerikanischen Psychologen zu dem Problem.
00:18:34: Also an alle Eltern jetzt, und ich bin ja auch Mutter einer Tochter, und uns ist ja immer gesagt, wann ja loben Sie die Kinder?
00:18:40: Das ist so gut und so wichtig, weil dann fühlen Sie sich im Wert geschätzt.
00:18:44: fühlen sie sich gesehen.
00:18:45: Aber ich verstehe sie sehr gut, was sie meinen.
00:18:48: Wenn Lob dann nichts Besonderes mehr ist, sondern eben auch für alltäglichkeiten verwendet wird, dann stumpft sie auch erst mal ab und das Kind weiß dann nicht mehr, bin ich wirklich so gut oder sagt ihr das eh ständig.
00:19:00: Und ich beobachte das auch, so wie sie.
00:19:01: ich finde, dass wahnsinnig viel gelobt wird.
00:19:05: Auf der einen Seite ja und ganz wenig anerkannt wird.
00:19:08: Sie meinen jetzt auch bei den Eltern?
00:19:10: Ganz
00:19:10: klar.
00:19:11: Ich erlebe auch immer wieder, dass Eltern überhaupt sich keine Mühe geben.
00:19:15: Es klingt jetzt wirklich etwas brutal, aber wirklich herauszufinden, wer ist denn eigentlich das Kind?
00:19:20: Also zum Beispiel, wenn ein Kind, was eher introvertiert ist und nicht so besonders mathematisch begabt wird, jetzt wahnsinnig gepusht wird von den Eltern.
00:19:31: in einer bestimmten Leistungsrichtung zu funktionieren, das tut dem Kind nicht gut.
00:19:35: Und dann gucken die Eltern oft nicht hin und projizieren ihre Vorstellungen und Wünsche auf das Kind, was den Kindern, das kriege ich ja in meiner Praxis mit.
00:19:44: Zu mir kommen ja Menschen, die mir von solchen Erlebnissen erzählen, von den Eltern überhaupt nicht gesehen zu werden.
00:19:50: Verwöhnt und gelobt, ja wunderbar, aber das ist ja nicht das Einzige, worum es geht.
00:19:54: Was glauben Sie, was der Grund dafür ist?
00:19:56: Warum machen das so viele Eltern?
00:20:00: Weil sehr viele Eltern sehr viel mit sich selbst beschäftigt sind.
00:20:05: Sie sind gestresst.
00:20:06: Sie sind mit ihren eigenen Problemen befasst.
00:20:09: Sie haben selber mit ihren Eltern Kindthemen zu tun.
00:20:13: Sie haben bestimmte Traumarte aus ihrer Kindheit nicht aufgelöst.
00:20:16: Es ist nicht einfach, Eltern zu sein.
00:20:21: dem Kind dann immer diese komplette Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken bedeutet, auch eine ganz bestimmte Selbstwahrnehmung.
00:20:28: Und wenn man sich selbst aus dem Auge verliert, dann kann das eben passieren, dass man auch das Kind aus dem Auge verliert.
00:20:34: Und ich kenne viele Beispiele heute mittlerweile, wo die Kinder durch die Nichtanwesenheit, die zwar körperlicher, aber durch die psychische Nichtanwesenheit, sich mit Computern und Handy beschäftigen und nicht in Kontakt sind.
00:20:49: Das ist ein Riesenproblem.
00:20:50: Ich war gestern bei einem großen Business-Treffen, wo es darum ging, dass eine Gruppe von Beratern und Unternehmern und Ärzten und so weiter sich mit dem Thema, wie unterscheiden wir die digitale Welt von der Analogenwelt und wie können wir dazu beitragen, dass wir uns alle auch mit der Analogenwelt beschäftigen.
00:21:09: Und da war ein Kinderarzt dabei, der hat katastrophale Geschichten erzählt, wenn die Eltern nicht hingucken.
00:21:15: Die beschäftigen sich mit dem Handy, der, weil das Kind auf dem Schoß sitzt oder am Spielplatz.
00:21:19: sind und das Kind spielt keine Rolle.
00:21:22: Das heißt, die Eltern müssten versuchen anwesender zu sein, das Kind mehr tatsächlich zu sehen.
00:21:28: Ja.
00:21:29: Also wir steuern auf eine ziemlich schwierige Zukunft zu, weil die Kinder nicht oft nicht in Beziehungskontexten sind, wirklich in Tiefen, sondern mit Handys.
00:21:40: Beschäftigt sind schon mit zwei Jahren.
00:21:43: Ich habe einen Experten in meinem Experten-Team, der hat jetzt ein Buch darüber geschrieben.
00:21:48: Wir haben ein Podcast darüber gemacht.
00:21:50: Handy aus, Handy aus, leben an.
00:21:53: Ja,
00:21:54: ja.
00:21:55: Gut, kann man nur unterstreichen.
00:21:56: Aber warum ist es im Alltag so schwierig?
00:21:58: Warum tun sich die Eltern so schwer damit?
00:21:59: Haben Sie auch dafür eine Erklärung?
00:22:02: Naja, ich glaube, es hat schon sehr viel mit den Prinzipien der Leistungsgesellschaft zu tun, denen allen irgendwie entsprechen wollen.
00:22:12: schon allein mit dem Aussehen, mit der Ordnung, mit dem Funktionieren, da eine große Nervosität ist in unserer Gesellschaft, natürlich auch ganz viel Angst.
00:22:21: Angst, dass unser Planet kaputt geht, Angst, dass Pandemie wieder ausbrechen, Angst, dass es in der Arbeit Probleme gibt, dass sie Arbeitslosigkeit zunehmend.
00:22:32: Wir leben ja nicht in einer beruhigten oder ruhigen Gesellschaft, sondern in einer hoch nervösen und auch erschöpften.
00:22:39: Und das spielt sich natürlich in der Familie genauso ab wie in Unternehmen.
00:22:42: Das ist ja gar keine Frage.
00:22:43: Das heißt, ich
00:22:44: höre aus, die Eltern sind überfordert.
00:22:46: Ich glaube, dass Eltern viel mehr Unterstützung brauchten.
00:22:49: Aber nicht in dem Sinne, dass sie die Kinder pausenlos weggeben.
00:22:52: Also ich glaube, gerade für die ersten drei Jahre ist die Mutter-Kind-Beziehung Vater-Mutter-Kind-Beziehung.
00:22:58: Sollte man nicht auf die Mutter beschränken, absolut notwendig.
00:23:01: Das heißt, das
00:23:02: wäre der erste Schritt.
00:23:02: Das
00:23:03: wäre der erste Schritt.
00:23:04: Es führt mich eh gleich zur nächsten großen Frage.
00:23:06: Warum ist Anerkennung ein menschliches Grundbedürfnis?
00:23:10: Wenn wir nicht gesehen werden, existieren wir nicht.
00:23:15: Und was passiert, wenn ich es als Kind nicht genug Anerkennung bekomme?
00:23:21: Na ja, dann stehen genau die Probleme, mit denen dann einen Mensch bis zum Erwachsenen im Alter zu tun hat.
00:23:27: Ich weiß gar nicht, was ich wert bin.
00:23:29: Was glauben Sie, was ich für Menschen erlebe und kennengelernt habe, die alles haben?
00:23:34: Status, gutes Aussehen, Vermögen, gebildet.
00:23:39: Das alles hilft nichts, wenn man dieses Gefühl von innerer Wertlosigkeit hat.
00:23:44: Und das hängt natürlich damit zusammen, sich nicht genug geliebt und gesehen zu fühlen.
00:23:49: Das heißt, wenn ich dieses Defizit als Kind habe, dann ist es ganz schwer, das jemals zu stillen, oder?
00:23:55: Ja, dann fängt irgendwann möglicherweise eine Lebenskrise an, egal jetzt in welchem Alter, manchmal mit dem Beginn in die Welt mit Anfang zwanzig oder mit Mitte vierzig, wenn dann plötzlich die Frage aufkommt, ja, lieber Himmel, wozu lebe ich eigentlich, wo ist eigentlich der Sinn meines Lebens?
00:24:14: Dann kommen solche Fragen auf, auch natürlich auch aus Erschöpfung oder auch aus Frustration und dann fangen die Menschen an sich in die Therapie oder in eine spirituelle Gruppe oder andere Wege, sich zu suchen, um mit diesem Gefühl oder mit der Frage zu befassen, was mir nicht eigentlich wert.
00:24:35: Muss ich mich selbst anerkennen können, um andere anerkennen zu können?
00:24:40: Das
00:24:40: ist fast unvermeidlich.
00:24:42: Das heißt, ich muss eigentlich bei mir beginnen.
00:24:44: Ja,
00:24:44: also letztendlich kann man das ja keinem Menschen befehlen.
00:24:47: Ich glaube, die Selbstanerkennung entsteht vor allen Dingen, wenn jemand sich als selbstwirksam erlebt.
00:24:52: Wenn jemand etwas tut, auf das er stolz sein kann.
00:24:55: Wenn eine Frau oder ein Mann oder ein Kind ein Werk schafft oder etwas mit Liebe und Freude gestaltet.
00:25:05: Egal was, das kann ein Garten sein.
00:25:07: Eine Frisur, Einrichtung eines Zimmers, ein Spiel basteln.
00:25:11: Es ist völlig egal.
00:25:12: Es geht um diesen schöpferischen Prozess.
00:25:14: Wer den erlebt und mit dem Ergebnis glücklich ist, der erlebt Selbstwirksamkeit.
00:25:19: Und solche Menschen haben es mit dem Selbstwertproblem nicht so.
00:25:22: Weil die ja sehen, was sie können und wer sie sind.
00:25:25: Und die brauchen das dann nicht von außen.
00:25:27: Im besten Fall brauchen sie es nicht.
00:25:29: Ich würde es zum Beispiel auch unbedingt dafür plädieren, dass wir in Menschen etwas vorhaben, was ungewöhnlich ist und originell ist und wo andere sagen, du hast ja ein Vogel.
00:25:39: Das bringt doch nichts an, würde ich mich überhaupt nicht weiter mit auseinandersetzen und so.
00:25:44: dann auch auf Anerkennung verzichten, um eine Sache zu dienen, die sie sich selbst vorgenommen haben.
00:25:50: Es ist ein Zeichen von Reife auch auf Anerkennung und Lob verzichten zu wollen, wenn man einen höheren Sinn mit einer bestimmten Aufgabe, die man erfüllen möchte.
00:25:59: Das ist auch ein bisschen so das, was man gemeinhin sagt.
00:26:01: Das ist so mein Traum, den ich mir verwirklichen möchte.
00:26:04: Das schlummert was an mir.
00:26:05: Das möchte ich gerne machen.
00:26:07: Aber ist vielleicht gerade finanziell schwierig oder nicht der richtige Zeitpunkt.
00:26:10: Wir finden ja selbst oft immer wieder die Ausreden dazu.
00:26:13: Warum?
00:26:13: das jetzt nicht machen.
00:26:16: Aber sie meine, das sollte man dran bleiben.
00:26:18: Also ich bin, ich kann immer alle ermutigen, mit denen ich zu tun habe und die auch zu mir in die Praxis kommen, lebt nicht, träumt nicht vom Leben, sondern lebt euren Traum.
00:26:34: Und wie finde ich heraus, was so mein Traum sein könnte?
00:26:39: Ja, indem wir oder sie oder ich oder du uns fragen, Mit welchen Tätigkeiten und mit welchen Menschen bin ich am glücklichsten?
00:26:50: Welche geben mir Kraft und Energie?
00:26:52: Was macht mir Freude?
00:26:53: Was hebt meinen Energiepegel an?
00:26:55: In welchen Kontexten halte ich mich auf, aus denen ich dann Kraft schöpfe?
00:27:01: Und dann zu sagen, gut, also wenn zum Beispiel jemand sich jahrelang damit beschäftigt, die Millionen seiner Eltern zu verwalten und eigentlich totunterig damit ist und eines Tages irgendwie feststellt, ich möchte alles loswerden, damit ich nie wieder was damit zu tun habe.
00:27:16: Und wenn so jemand, der in so einer Lage ist, anfängt sich zu fragen, was würde ich eigentlich lieber tun?
00:27:22: Ja, ich hätte die riesengroße Lüstenbuch zu schreiben.
00:27:24: Und dann aber die große Frage kommt Hilfe, das kann ich gar nicht, ich habe ja gar keine Erfahrung, ich bin überhaupt nicht fähig zu schreiben.
00:27:30: Und dann die Erfahrung macht, dass diese Person es wirklich kann.
00:27:34: Das ist wirklich ein Riesenschritt in die Selbstaufwertung.
00:27:39: Und
00:27:39: muss das dann so von null auf hundert sein?
00:27:41: Oder gibt es da vielleicht auch ein Prozess, wo man sagt, okay, ich taste mich da so langsam heran?
00:27:45: Weil ich denke mal, so ein Traum schlummert wahrscheinlich in jedem und jeder.
00:27:51: Ja,
00:27:51: das stimmt.
00:27:52: Ich finde es wichtig.
00:27:53: Also ich habe ja einen Philosoph, zu dem ich eine ganz besondere Beziehung habe.
00:27:58: Über den habe ich ja auch meine Doktorarbeit geschrieben.
00:28:01: Ernst Bloch.
00:28:02: Und der hat sich ganz ausführlich mit dem Tag Träumen beschäftigt.
00:28:06: Und da hat er erzählt, zum Beispiel, ganz einfache Geschichte.
00:28:10: Der Herr Schulze sitzt in der Bahn und fährt zur Arbeit und ist eigentlich ziemlich frustriert und hat keine Lust.
00:28:15: Und dann kommt er an einem großen Plakat mit lauter Palmen und da liegt eine hübsche Frau im Bikini am Strand und denkt, oh, ich würde so gerne mit Frau Elise ... einfach mal ausgehen und sie fragen, ob sie nicht Lust hat, mit mir mal irgendwo hinzufahren.
00:28:31: Und dann träumt er das so vor sich hin und stellt er sich das vor, dass er sie einlädt und mit ihr redet und sich traut und so.
00:28:37: Und Bloch sagt wunderbar, wenn wir solche Tagträume haben und dann anfangen uns zu überlegen, wie können wir denn diese Tagträume leben?
00:28:46: Also Herr Schulze könnte zum Beispiel zu Frau Elise hingehen und könnte sagen, hätten sie nicht Lust, heute Abend mal mit mir ins Kino zu gehen und dann kann er erzählen, was er an ihr mag und so.
00:28:56: Also es ist so, wäre so ein kleines alltägliches Beispiel aus der Vorstellung, aus dem Wunsch eine Umsetzung in die Tat.
00:29:07: folgen zu lassen.
00:29:08: Also ich träume nicht nur von etwas, sondern ich setze es auch um.
00:29:11: Ich finde das wahnsinnig schön und auch sehr, sehr inspirierend.
00:29:17: Ich denke nur, dass der Schritt vom Traum in die Wirklichkeit, dass immer wieder auch bei Ihrem Beispiel vom Anfang, dass Sie da im Zug erzählt haben, wie es Ihnen gegangen ist, das kostet Überwindung.
00:29:28: Ich träumen kann nicht so viel, ich möchte, da hindert mich niemand dabei, da kann alles passieren.
00:29:33: Aber dass ich dann in dem Fall die Frau anspreche, Da gehört schon wieder Mut dazu und das ist eine Überwindung und ich glaube, da tun wir uns schwer.
00:29:42: Ja, eigentlich kann man sagen, unsere Arbeit in unserem Institut dient vor allen Dingen dazu, zu ermutigen und sich selber in den Möglichkeiten etwas umzusetzen, anzuerkennen.
00:29:54: Und wenn so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht, zum Beispiel in einem Team oder auch in einer Beziehung, Wir erfüllen uns unsere Träume, aber vorher müssen wir uns natürlich fragen, welche haben wir überhaupt?
00:30:05: Wie wollen wir leben?
00:30:06: Warum sind wir auf der Welt?
00:30:07: Warum sind wir zusammen?
00:30:08: Welches Ziel haben wir?
00:30:10: Diese Fragen werden viel zu wenig gestellt.
00:30:12: Und das ist quasi die Voraussetzung, um der Frage nachzugehen, müssen wir eigentlich so erbärmlich und düster und langweilig leben, wie wir es im Moment tun?
00:30:22: Vielleicht können wir irgendwas anderes uns einfallen lassen oder wir engagieren uns für irgendetwas, was uns Sinn gibt.
00:30:29: Das klingt so, so wunderbar.
00:30:31: Am liebsten würde ich sofort alle meine Träume aufschreiben.
00:30:35: Ja, tun Sie es.
00:30:35: Ja, eh.
00:30:36: Und ich bin eh dabei.
00:30:38: Nein, aber weil das so, weil Sie auch sagen, das schlummert ja wirklich fast in jedem, ich finde, das ist so eine schöne Perspektive, die uns momentan so wahnsinnig gut tut.
00:30:46: Weil wenn man sich so anschaut, dass ich glaube, es kämpfen viele gerade eben im Beruf, aber auch mit der Familie, wie Sie gesagt haben, die Zeiten sind schwer.
00:30:56: Und da haben Träume vielleicht so ein bisschen sogar was Naives.
00:31:00: Ja, da sag ich mach, sei nicht so naiv, das sind ja nur Tagträume.
00:31:04: Und wir sind ja auch durch die sozialen Medien eher in die Richtung getrimmt, mach.
00:31:09: Du musst das und das tun und so wirst du das und so geht das und das.
00:31:13: Ich finde zum Träumen nehmen wir uns wirklich zu wenig Zeit.
00:31:15: und auch dieses was wollen wir wirklich?
00:31:17: und wie kann ich es vielleicht umsetzen?
00:31:18: und ich finde das wahnsinnig schön.
00:31:19: wenn dann jemand wie sie sagt ja tun sie es trotzdem und machen sie es.
00:31:23: Das ist so ermutigend, man hört das so selten.
00:31:25: Ja das ist richtig und um zu träumen braucht man keine Zeit.
00:31:28: Ich meine man kann träumen wenn man unter der Dusche steht, wenn man im Zug sitzt, wenn man eine Pause in der Arbeit macht.
00:31:38: Ich meine, ich sag dann immer, alles, was um uns herum existiert, vom Lautsprecher und dem Tisch und dem Glas und dem Buch oder dem Papier, dem ging voran eine Vorstellung.
00:31:50: Ohne Vorstellung würde die ganze Realität hier nicht existieren.
00:31:53: Wir müssen eine Vorstellung von dem haben, um etwas dann in die Welt zu bringen.
00:31:57: Was wir uns nicht vorstellen können, existiert auch nicht.
00:32:01: Und trotzdem finde ich manchmal den Sprung
00:32:03: schwierig.
00:32:03: Ja, natürlich.
00:32:04: In
00:32:04: welchem Fallen, wann werde ich aktiv?
00:32:06: Also wann komme ich jetzt, wann ist jetzt Schluss mit dem Träumen?
00:32:08: und wann muss ich jetzt wirklich den ersten Schritt setzen?
00:32:11: Es gibt zwei Motive.
00:32:12: Ah ja, sag ich Sie.
00:32:14: Das eine Motiv ist das Leid.
00:32:15: Ich will unbedingt aus der Situation raus und das tun, was ich am liebsten tue.
00:32:20: Und das andere ist eine solche Begeisterung und Überzeugung, dass alles andere überhaupt keine Rolle spielt.
00:32:25: Und dieser Diese Zielorientierung, dieses wirkliche Wollen, Schuppenhauer hat ja von der Bedeutung des Willens gesprochen.
00:32:32: Also, wenn wir wirklich etwas wollen, weil wir bewusst sind, was wir uns wünschen, dann ist sozusagen kein Berg zu hoch, um über ihn zu steigen.
00:32:42: Und das Leid ist natürlich das schwierigere Motiv, um einen Traum umzusetzen, weil zur Überwindung des Leides auch Kraft und vor allen Dingen auch Unterstützung von anderen Menschen gehört.
00:32:54: Und ich mach's nicht noch in der Stärke heraus, sondern da bin ich ja schon immer leider erinnert.
00:32:59: Klar.
00:32:59: Klar, aber der wilde Wunsch, das zu beenden und eine Situation abzuschließen, die einen kränkt und schadet, der kann natürlich auch, dieses Motiv kann natürlich auch eine riesengroße Rolle spielen, damit jemand aufbricht.
00:33:13: Kenne ich viele Beispiele aus meiner Praxis.
00:33:16: Erzählen Sie uns eines.
00:33:23: Spannendste ist für mich, die sind alle spannend.
00:33:26: Ich würde da gar keine Bewertung machen.
00:33:30: Ich habe eine Zeit lang einen CEO, der ganz weit oben in der Firma war, beraten.
00:33:36: Der Todunglücklich war mit seinen Aufgaben.
00:33:39: Der Stieg.
00:33:40: ganz schnell auf in seinem Unternehmen und merkte irgendwann, dass er an die Grenze angekommen war, der Akzeptanz.
00:33:45: Also Abwehr von seinem Chef, der wurde nicht mal einbezogen in die Besprechung, er wurde sozusagen unterminiert und er litt furchtbar und traute sich aber nicht, diese Situation zu beenden, weil natürlich ganz viel Angst war.
00:33:59: ja, wovon soll ich leben, wenn nicht schnell wieder einen Job und so weiter.
00:34:03: Und wir haben dann wirklich daran gearbeitet, was er eigentlich wirklich lieber tun würde, als in irgendeinem CEO-Posten zu sitzen.
00:34:10: Und dann kam raus, dass es sich für Gesundheitswesen interessiert.
00:34:14: Und dass er Ideen entwickelte, dass er in einem Krankenhaus oder in einem Heil-Kontext tätig wird mit seinem ganzen Geschäftswissen.
00:34:26: Und diese Vorstellung, die dann aufgebaut wurde, dass er wirklich gerne auf diesem Heilungsweg sein möchte.
00:34:33: Für sich selber und auch in seinem Beruf führte dazu, dass sie immer mehr Mut bekam, zu sagen, ich muss da nicht sein, wo ich bin.
00:34:41: Ich muss mir diese Unverschämtheiten, diese Latenten nicht mehr gefallen lassen.
00:34:46: Und schließlich hat er den Mut gehabt, zu kündigen und eine Zusatzausbildung zu machen und einen neuen Weg zu gehen.
00:34:53: Super Beispiel.
00:34:54: Bevor ich jetzt auf das große Thema der Abwehr zu sprechen, Frau Doktor, was könnte ich tun, wenn ich merke, Ich tue mir schwer, andere anzuerkennen.
00:35:06: Also das gibt's ja.
00:35:09: Wenn ich merke, ich hab da ja... Irgendwie, man kann ja auch nicht mit allen gleich gut sagen, es ist ja auch die, ich glaube die Sympathie spielt ja auch eine große Rolle, ob ich etwas, sie lachen, ob ich jemanden wirklich Anerkennung geben kann oder nicht.
00:35:24: Und ich glaube gegen die Sympathie kann man oft schwer was machen, weil Menschen sind einem oft von vornherein sympathisch oder unsympathisch und man muss vielleicht oft mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen er mal nicht so auf einer Welle ist oder hat es vielleicht auch in der Familie oder im Freundeskreis.
00:35:39: Soll man denen dann trotzdem Anerkennung schenken oder sagen sie, na, das muss dann auch nicht sein?
00:35:45: Das ist die Frage, was man unter Anerkennung versteht.
00:35:47: Ich glaube, das ist mal wichtig.
00:35:48: Haben
00:35:48: wir das oft nicht?
00:35:49: Nein, das haben wir dann nicht bedingt.
00:35:50: Ja, ich glaube, das ist der richtige Punkt.
00:35:52: Also zum Anerkennen.
00:35:55: Paul Riqueur, der Philosoph, den ich auch in meinem Buch beschreibe, der hat ein französisches Lexikon, zwei französische Lexikon hergenommen und hat die ganzen Unterbedeutungen von Anerkennung aufgelistet.
00:36:05: Und das sind alles Kompetenzen.
00:36:06: Sich erinnern, sich auf den anderen beziehen, eine Position zu beziehen, Entscheidungen zu treffen, in der eigenen Mitte zu bleiben, Vergleiche anzustellen.
00:36:18: Es sind alles Voraussetzungen, ohne die Anerkennung nicht geht.
00:36:21: Wir können das jetzt an Alltagsbeispielen durchspielen.
00:36:24: Aber sie haben mich gefragt, ich würde das ganz persönlich nehmen.
00:36:27: Was mache ich, wenn ich mit einem Menschen zu tun habe oder zu tun bekomme, der mir überhaupt nicht gefällt?
00:36:34: Der mir ... Einfach im Moment, als er so pathisch ist.
00:36:40: Ich beobachte mich und denke, was ist es denn?
00:36:45: Gefällt mir das Gesicht nicht oder die Stimme oder was der sagt oder die Ausstrahlung?
00:36:49: Also erst mal fange ich an, mich selber zu überprüfen.
00:36:53: Aber das kann man natürlich nicht endlos machen, weil man ja in Beziehung ist in dem Moment nicht.
00:36:56: Und dann habe ich überlegt, ja, ich fange den an zu fragen.
00:36:59: Vor allen Dingen, wenn ich mit dem in irgendeinem beruflichen oder offiziellen Kontext bin.
00:37:05: Was
00:37:05: fragen Sie dann?
00:37:08: Also ganz konkretes Beispiel.
00:37:09: Ich habe den Vorschlag bekommen, von der Zeit mit allem AfD-Mann ein Gespräch zu führen.
00:37:18: AfD ist in
00:37:19: die
00:37:19: Rechtsradikate.
00:37:20: Ja, ganz genau.
00:37:21: Und das ist natürlich überhaupt nicht meine politische Richtung.
00:37:24: Warum die AfD so viel Erfolg hat, ist mir klar, aber das ändert ja nichts.
00:37:28: An der Frage ist einem jemand sympathisch, der so eine Partei vertritt.
00:37:32: So, dann habe ich mir überlegt, ja, was mache ich denn mit dem?
00:37:35: Und er war mir wirklich nicht sympathisch.
00:37:37: Und dann habe ich gedacht, ich will erst mal wissen, was hat der für einen Beruf?
00:37:43: Was macht ihm Freude?
00:37:45: Warum hat er sich für was entschieden?
00:37:47: Was für eine Bildung hat der?
00:37:48: Und dann blühte der immer mehr auf, weil ich mich für ihn interessierte.
00:37:51: Das ist eben das Prinzip des Fragens und Neugierigseins.
00:37:55: Und dann kamen wir zu den ganzen politischen Themen und er holte groß aus.
00:38:00: Ja, also Deutschland muss wieder Selbstbewusstsein haben, so wie bei Hitler, im Tausendjährigen Reich.
00:38:04: Und dann habe ich so ihn vorsichtig gefragt.
00:38:07: Würden sie denn auch die KZ als eine Möglichkeit der Politik der Zukunft sehen?
00:38:12: Nein, um Gottes Willen.
00:38:13: Er schreckte richtig in Schreck, dass ich so eine provokante Frage stelle.
00:38:18: Der Verlauf des Gesprächs war so, dass er immer weiter aufweichte, merkte, dass er durch meine Fragen seine politische Position eigentlich nicht mehr weiter behaupten konnte.
00:38:28: Und das endete damit, dass er nachdenklich wurde und sagt, ja, das Gespräch hätte ihm gefallen.
00:38:35: Und er würde doch über einige Standpunkte, die er hätte, noch mal neu nachdenken müssen.
00:38:40: Also es entstand kein Streit, es entstand keine Abwertung, es entstand keine Abwehr.
00:38:48: Solche Diskussionen würde man sich wünschen, auch im Fernsehen, wo man so was mal sieht.
00:38:52: Ich kann
00:38:52: Ihnen ein anderes Beispiel geben.
00:38:53: Ich habe mit meinen Wissenschaftlerkollegen Ein Forschungsprojekt gemacht, eine qualitative Untersuchung, wo wir den Auftrag hatten, den haben wir uns selber geholt, bzw.
00:39:04: wir haben die Notwendigkeit gesehen, um mit Menschen aus der Bevölkerung über die Klimafrage zu reden.
00:39:10: Und natürlich gehörten auch Klimaskeptiker dazu, die entschiedene Gegner waren gegen Klimaschutz.
00:39:15: Alles vollkommen bescheuert.
00:39:16: Und das Institut für Klimafolgenforschung ist völlig überflüssig.
00:39:20: Klimawandel hat es immer gegeben.
00:39:22: Und da haben uns unsere Kollegen ... Profizeit, ihr werdet niemanden finden, der mit euch solche Gespräche führt.
00:39:29: Wir haben die schärfsten Klimaskeptiker, der in Meinung wir überhaupt nicht waren, gekriegt, indem wir einfach sich für sie interessiert haben.
00:39:37: Wir haben die erst mal, also unsere Leitfadenfragebogen war auch so aufgebaut.
00:39:42: Persönlicher Hintergrund, Kindheit, politische Einstellungen, Rolle der Wissenschaft, wie wird die gesehen, wie wird die politische Lage eingeschätzt?
00:39:51: und dann haben die ausgepackt.
00:39:53: Und am Ende haben einige gesagt, endlich fragt mal jemand.
00:39:57: Das heißt, in dem Fall Interesse in Form von Anerkennung öffnet Türen.
00:40:02: Und das ist auch das, was Sie meinen.
00:40:03: So kann sich die Welt zum Besseren wenden, wenn da jährliches Interesse auch an Gegenpositionen da ist.
00:40:11: Und man hat ja sehr den Eindruck, heutzutage ist es eher so, meine Meinung zählt und alle müssen mein übernehmen, ohne dass ich den anderen eigentlich wirklich interessiere auf den anderen, so wie sie es mit dem AfD-Fan gemacht haben oder eben auch mit Klimaaktiv, also nicht
00:40:26: aktiv, mit
00:40:26: Klima läuchern,
00:40:28: Skeptikern,
00:40:28: ja.
00:40:30: Aber da gehört eben auch, den Schritt auf diese Menschen zuzugehen, auch wenn die eben das Das soll immer eine Frage beantworten werden, die mir nicht sympathisch sind.
00:40:39: Ja, vor allen Dingen dürfen diese persönlichen Einschätzungen, an denen man sich erirren kann, nicht zum Maßstab des Handels werden.
00:40:46: Ja, aber ich glaube, das ist der Knackpunkt.
00:40:49: Ich weiß das.
00:40:50: Und natürlich leben wir in einer hochnazistischen Gesellschaft, die dazu führt, dass viele Menschen aufgrund ihrer Mangelempfindungen sich selbst gegenüber unentwegt kompensieren, was sie ... meinen nicht zu sein.
00:41:05: Hinter jedem nazistischen Menschen steht ein Selbstabwertungsprogramm aller erster Sorte.
00:41:11: Und mit solchen nazistischen Menschen zusammenzuarbeiten, ist schwer, weil aufgrund dieser Ich-Bezogenheit eine wirkliche Auseinandersetzung in Kommunikation und auch eine Empathie für den anderen gar nicht zustande kommt.
00:41:27: Das ist nicht einfach.
00:41:28: Wir leben in einer nazistischen Gesellschaft.
00:41:31: Und da ist natürlich dieses Anerkennungsthema umso brisanter.
00:41:35: Wie geht man mit Menschen um, die nur sich selbst sehen?
00:41:38: Das hat natürlich auch nicht nur persönliche Schuldzusammenhänge, sondern hängt mit unserer Familiengeschichte zusammen, ob jemand sich ... nun nazistisch entwickelt oder nicht.
00:41:51: Und so wie Sie das beschreiben und auf diese Menschen eben auch zugehen, da gehört schon sehr viel Selbstreflexion eben dazu, dass ich einmal selber vor meiner Türe auch kehre.
00:42:00: Und jetzt sind wir schon genau in diesem Themenkomplex der Abwehr drinnen.
00:42:04: Vielleicht auch noch ganz kurz, sie unterscheiden ja sehr genau im Buch zwischen bewusster und unbewusster Abwehr.
00:42:10: Ich glaube, die Beispiele, die wir jetzt gehört haben, das war schon bewusste Abwehr, da bin ich mir selber dessen bewusst, okay.
00:42:16: Den mag ich nicht oder dessen Einstellung mag ich nicht.
00:42:18: Vielleicht spreche ich noch ganz kurz über die unbewusste Abwehr.
00:42:21: Die kommt wahrscheinlich aus der Kindheit.
00:42:23: Die unbewusste Abwehr ist ganz oft Angst gesteuert, Ohnmachts gesteuert, also Ohnmachtsgefühle.
00:42:28: Nicht alles, was mich bedroht, davon will ich nichts wissen.
00:42:30: Also ein Mensch, der besser ist, könnte mich bedrohen, weil er mir zeigt, dass ich nichts wert bin.
00:42:36: Darf ich dann nur
00:42:36: ganz kurz sagen?
00:42:37: Ja, natürlich.
00:42:37: Aber da gehört er schon diese enorme Leistung, das Selbstreflexion dazu, dass ich sage, Ich weiß, dass ich glaube, dass der besser ist, dass der Triggerpunkt ist.
00:42:47: Wissen Sie, was ich meine?
00:42:48: Ja
00:42:48: klar, aber das läuft oft gar nicht bewusst ab.
00:42:50: Dieses Gefühl, dass jemand mächtiger ist, dazu muss man nicht bewusst sein.
00:42:53: Es ist ein Gefühl von Bedrohung.
00:42:55: Nicht, wenn jemand eine starke Ausstrahlung hat oder sehr stark argumentiert und dieses Gefühl von Hilflosigkeit bei dem Betroffenen aufkommt, dann entsteht das.
00:43:05: Und unbewusste Abwehr ist immer mit Schutzreflexen verbunden.
00:43:09: Ich muss mich schützen, damit nicht das, was auf mich zukommt, mich kaputt macht und zerstört.
00:43:15: Also, unbewusste Abwehr hat einerseits eine wichtige positive Funktion, nämlich, dass sie schützen wollen, was wir ja auch irgendwo müssen.
00:43:23: Wir können ja nicht alles in uns hineinnehmen, was uns umgibt.
00:43:26: Wir gehen ja kaputt an diesen Informationen und an diesen Belastungen und Erschöpfungen.
00:43:31: Aber es gibt auch eben eine unbewusste Abwehr, die So tief geht, dass sie den Kontakt zu anderen Menschen verhindert.
00:43:41: Hab ich eine Möglichkeit, mir dieser unbewussten Abwehr bewusst zu werden?
00:43:47: In gewisser Weise schon.
00:43:49: Aber ich glaube, der Plan, das alleine mit sich durchzumachen, ist nicht einfach.
00:43:54: Wir brauchen einen anderen Menschen.
00:43:56: Wir brauchen andere Menschen.
00:43:57: Wenn wir uns Einbilden, dass wir als Individuen alleine in dieser Welt zurechtkommen, dann unterliegen wir eine Illusion.
00:44:05: Wir sind soziale Wesen und wenn der andere nicht da ist als Spiegel von uns, nicht nur ein Spiegel, sondern einen Resonanzraum, dass ich mit jemandem anderen resoniere und der andere Mensch mit mir, dann ist dieser Erkenntnisprozess die Selbstreflexion.
00:44:22: vor allem wenn das in einem friedlichen Raum passiert, relativ groß, dass da sich was entwickelt, auch zwischen Menschen.
00:44:28: Was Sie meinen, dass dann jemanden braucht wie ein Coaching oder Therapie?
00:44:33: Das können Freunde sein, mit denen man offen reden kann, wie man sich fühlt und wie man den anderen wahrnimmt.
00:44:38: Ich habe in meinem Buch auch ganz konkrete Alltagsbeispiele beschrieben, wie Freundinnen, die eigentlich sehr sich mögen und sich gegenseitig helfen, eines Tages an so einen Punkt kommen, wo sie sich ganz furchtbar finden.
00:44:51: Und dann spüren plötzlich eher über Gefühle wahrnehmen, dass die andere eine Bedrohung ist.
00:44:58: Und dann zu sagen, wie gehe ich denn mit so einer Situation um, in einem hoch privaten Raum so ein Gefühl von, was macht die eigentlich mit mir?
00:45:05: und wieso ist die so überlegen?
00:45:08: und wieso fühle ich mich in dem Moment so schwach?
00:45:11: Dann geht es darum, das auf eine bestimmte Weise auszusprechen und in Ich-Form und nicht du bist, du bist feuchbar und was machst du hier eigentlich?
00:45:18: und so, sondern zu sagen, ich fühle mich jetzt im Moment ganz seltsam, weil du hier Dinge sagst, die mir sehr weh tun.
00:45:24: Und dieses Aussprechen über die Gefühle und über die Standpunkte, ohne den anderen anzugreifen, das ist wirklich eine Kunst, aber die kann man lernen.
00:45:33: Das ist eine Kunst, allerdings
00:45:34: und wahrscheinlich auch ein Weg.
00:45:35: Das gibt es von heute auf morgen.
00:45:39: nochmal ganz kurz eine Frage noch zu dem Thema und auch zur Selbstreflexion.
00:45:44: Wenn wir selbst andere Menschen abwehren oder ablehnen, hat das immer auch etwas mit uns zu tun.
00:45:50: Also nach dem Motto, mich kann nur was ärgern, kränken, was irgendwie ein Wunderpunkt in mir ist.
00:45:57: Natürlich.
00:45:58: Das hat immer mit einem selbst zu tun.
00:46:00: Nicht wenn zum Beispiel sich bestimmte Kindheitserfahrungen wiederholen.
00:46:05: Also wenn die Mutter gesagt hat, das wirst du nie schaffen.
00:46:08: Und dann kommt ein Chef und der sagt genau das Gleiche.
00:46:10: Nicht, dann ist das reaktualisiert, was viele Kinder schon sehr früh erfahren haben.
00:46:15: Und diese Reaktualisierung von Kindheitserfahrungen im Erwachsenenleben, die führen dann zu solchen Prozessen von Abwehr und Abwertung.
00:46:24: weil wir mit der Zeit schon sehr vor Ort geschritten sind.
00:46:26: Möchten Sie zum Thema Abwehr und Anerkennung noch etwas sagen, dass Ihnen besonders wichtig ist?
00:46:31: Ich glaube, es gibt einen ganz einfachen Satz, mit dem man diese ganze Problematik zusammenfassen kann.
00:46:37: Abwehr schafft Probleme, Anerkennung löst Probleme.
00:46:40: Das ist eigentlich schon fast das perfekte Schlusswort, aber jetzt habe ich doch noch eine persönliche Frage, weil wir ja im Advent, Sinn und Weihnachten bald vor der Tür steht und das Thema schenken immer da und eigentlich Kann man oder sagen so, wie, was könnte ich bei der Auswahl eines Geschenks berücksichtigen, wenn ich Anerkennung ausdrücken müsste, möchte?
00:47:05: Also niemand mal an Sie wollen Ihrer Freundin Irina eine Freude machen, dann können Sie ja
00:47:10: überlegen,
00:47:11: egal, ist ja wurscht oder Ihrer Mutter oder sich vorzustellen, was ja nicht schwer ist, weil Sie ja die Lebensumstände kennen, was passt in deren ästhetisches Programm.
00:47:24: Also hat die zum Beispiel gerne Kunstblumen oder mag sie lieber Richtige.
00:47:29: Oder liebt sie die Farbe blau, dann würde ich ihr keinen giftgrünen Pullover schenken.
00:47:34: Also dieses Einfühlen in den Geschmackshaushalt und in den Gefühlshalt des anderen.
00:47:40: Es hat etwas mit dem Wahrnehmen des anderen zu tun, dann kann man gut Geschenke machen.
00:47:45: Ich finde es auch sehr schön, dass Sie da jetzt die Ästhetik angesprochen haben.
00:47:48: Ich spiele eine riesengroße Rolle.
00:47:50: Das wird nämlich Ich glaube, ich weiß nicht, ob das so bewusst ist.
00:47:54: Oft
00:47:55: gar nicht.
00:47:56: Oft gar nicht, aber das finde ich ganz, ganz wichtig.
00:47:58: Auch so ein bisschen die ästhetische Welt des anderen.
00:48:00: berücksichtigen oder was da immerhin einpasst.
00:48:02: Ja, wenn jemand z.B.
00:48:04: auf, wenn jemand, wenn er sich das leisten kann, Kashmir liebt, der wäre beleidig, wenn man dem, dem ein Polyester-Schal von Woolworth schenkt, nicht?
00:48:13: Das ist irgendwie daneben.
00:48:14: Ich meine, oder wenn jemand beispielsweise eigentlich auf dem Bau arbeitet und den schenkt man Kashmir-Schal, der sagt, was soll ich denn, wann soll ich den denn anziehen?
00:48:22: Ich gehe ja nie zu irgendwelchen Anlässen, wo sowas angebracht ist.
00:48:26: Es geht um die Frage des Angebrachtseins und des Geschmacks.
00:48:29: Ich finde das zu groß.
00:48:32: Ich hatte nämlich Geburtstag und mein Mann hat meinen Kashmirpolover geschenkt und ich habe mich irrsinnig darüber gefreut.
00:48:39: Liebe Frau Dr.
00:48:40: Barbara Strohseischein, vielen, vielen Dank für die spannende Einblicke in ein so wichtiges und aktuelles Thema.
00:48:47: Liebe Hörerinnen, auch Ihnen sage ich wieder Danke fürs Zuhören.
00:48:51: Bis bald und auf Wiederhören im neuen Jahr.
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00:49:03: Vielen Dank und auf Wiederhören!